Montag, 28. September 2015

Rote Haare

Rote Haare


Früher hatte der Schimmer roter Haare etwas Besonderes. Man vermutete stets umgefärbte Zigeunerkinder, anstatt Sommersprossen unter blond roten Locken. Heute ist man ja ganz anders drauf. Ganz aufgeschlossen. Man ist sogar freudig aufgeregt, wenn man in Kochshows Rothaarige sieht. Kurzhaarige Rothaarige oder langhaarige Rothaarige. Aber nie solche mit Messerschnitt. Könnt ihr euch Rothaarige mit gradem Seitenscheitel vorstellen? Also ich nicht. Und doch muss es sie irgendwie geben. Vielleicht unter den Flüchtlingen. Versehentlich ein Ire darunter gerutscht, ohne Locken, aber mit roten Haaren. Die Haare so glatt wie halal. Oder wie der Schnitt im Döner, wenn der Rub bei der Hühnerkleinvariante deutlich zu Paprika mäßig ausgefallen ist. Glatt wie ein indischer Kinderkopf in Uniform. Nur hellrot eben. Also in etwa so, wie wenn das Hühnerfleisch zu lange in H Milch geschwommen ist.

Oder wenn eine Nordeuropäerin unter Palmen liegt und nebst dem Palmenschatten, der orange Charme des Lichtes ihren Scheitel berührt. Je älter man wird, desto dezenter wird die Erotik, näch. Und je schlimmer findet man sich selbst dabei. Man findet den Anstoß auf Rothaariges, weil irgendwo mal etwas attraktives Rothaariges mal rote Haare gezeigt hat. Wären aber alle Menschen rothaarig, dann spräche man jetzt von der Lava durch Europa, die hier oben angekommen, nun etwas abkühlt. Spätestens in den Fjorden verläuft alles. Der Norwegische Toll heisst die Menschen willkommen. Hier trifft Rothaariges auf viel grün, dazwischen ein weißes Kreuzschiff. Das Palmenbild mit dieser Frau, die in einer Kochshow war, auf einem Werbeplakat für ein Online Reiseportal.

Keine verbotenen Worte über Minderheiten und Breivik weggeschlossen. Alles ist ruhig.

Wir wandern durch weiße Zeltstädte mit syrischen Gesichtern. Wir schaffen Gelefelder Elbinseln (heute Jenfeld) für die Flucht in Mann und Frau. Wir stellen Plastikpalmen auf und malen in Zahlen Bilder wie aus der Grundschulfibel. Nur heute viel bunter und detaillierter. Der Mann bei der Essensausgabe wird mit roten Haaren dargestellt. Er heißt Hugo und ist Philosoph. Seine Großeltern waren Indianer aus dem Edelsteinstaat, der rot schimmerte. Idaho, wie I Phone oder Thomas I PUNKT. Wir erklären dem ersten wehrlosen roten Wollschopf die Funktionen eines deutschen Kartoffelsalates. Menschen anderen Glaubens erzählen wir mit etwas mulmiger Schafskopfsülze im wabernden Brain, dass der Playboy ein Lifestylemagazin für Rückenprobleme und Fleisch ist. Ähnlich wie Beef. Dieses ganz ausgezeichnet trocken gereifte Lebensmagazin. Unreines Fleisch kommt nicht in den Wasserkocher und auch nicht in den Kaffee.




Die Plastikpalmen biegen sich im Hamburger Wind.
„Unter Palmen schwört sichs leicht!“*

28. September 2015   

* Cäthe